02.09.2023

Fachvorträge und Live-Demos stossen auf grosses Interesse

Neben den über 120 Ausstellern, die mit Fachpersonal vor Ort sind, stossen auch die Referate mitten in der Messe auf grosses Interesse und treffen den Nerv der Garagistinnen und Garagisten.

Direkt bei der Caféteria stehen einige leere Stuhlreihen. Sandro Francescutto, Leiter Garagenausrüstung bei der Robert Bosch GmbH, richtet das Mikrophon, steckt den Sender hinten rechts in die Hosentasche und wirft noch einmal einen Blick auf den ersten Slide seiner Präsentation. Die ersten Besucherinnen und Besucher nehmen inzwischen Platz. Francescutto gibt einen Ausblick, in welche Richtung sich die Automobilindustrie entwickelt, und er zeigt Trends und Prognosen. Der Bosch-Mann eröffnet den Reigen der Fachvorträge und immer mehr Leute nehmen Platz. Dass Fahrzeughersteller ein neues Geschäftsmodell entwickeln, indem via Softwareupdate neue Features gegen Bezahlung freigeschaltet werden können, haben wohl viele irgendwo schon einmal gehört, aber kaum in dieser klaren Ansage.

Und Francescutto hält auch klar fest: «Das automatisierte Fahren ist noch weit weg.» Wohl gebe es Versuche auf isolierten Teststrecken, aber für den Alltag sei es noch kein Thema – egal, was gewisse Hersteller behaupten würden. «Um automatisiertes Fahren zu ermöglichen, brauchen wir den 6G-Standard, aber wir haben heute ja noch nicht einmal 5G flächendeckend.» Der Grund: Ein Auto, das autonom fährt, braucht 4000 GB Daten pro Tag.  

Die Trends zu Vernetzung, Elektrifizierung, Automatisierung und Personalisierung bringen Veränderungen in der Werkstatt mit. Francescutto sowie Lukas Flüeler, Vertreter von Hella Gutmann, geben einen konkreten Einblick, was die bedeutet. Dabei geht es um beispielweise Steuergerätverschlüsselung. Werkstätten haben nicht einfach Zugriff auf die Daten im Fahrzeug, sondern müssen diese via Hersteller und Zulieferer freigeschaltet werden, damit gewisse Arbeiten wie die Kalibrierung der Fahrassistenzsysteme überhaupt vorgenommen werden können. Das Stichwort hierzu heisst auch Ferndiagnose. Ohne Unterstützung des Werks sind gewisse Arbeiten in Zukunft nur erschwert oder gar nicht möglich. Dies gilt auch für adaptive Lichtsysteme.

Ebenso auf Interesse stiessen die betriebswirtschaftlichen Themen rund um Unternehmensnachfolge und Kennzahlen. Treuhänder Christian Feller gab praktische Tipps, auf was bei der Unternehmensnachfolge zu achten ist – sei es bei einer Übernahme oder bei einer Erbfolge. Und er erklärte, wie man die Kennzahlen aus dem Figas-Branchenspiegel liest und welche Schlüsse für den eigenen Betrieb zu ziehen sind.

Schneller zum digitalen Serviceeintrag: Ein Zugang für diverse Marken

Wie simpel, einfach und schnell ein Eintrag ins digitale Serviceheft erfolgen kann, demonstrierte Marco Weber. «Dank TecRMI kann man sich als Garagist das Leben massiv erleichtern, zudem braucht es nicht mehr zig Passworte oder Accounts», so Weber. «Mit einem Login hat man Zugriff auf diverse Marken und zudem eine sehr übersichtliche Bedieneroberfläche.» Mit wenigen Klicks geht’s zum Abfragen der Service-Historie oder auch den angeordneten Rückrufaktion des jeweiligen Herstellers. Weber, selbst seit Jahren bei der Derendinger-Hotline, zeigt auch, wie einfach noch weitere Dienstleistungen, wie ein Scheibenwischertausch, ergänzt werden können. Er macht noch auf die Erfassung der Zusatzinfos, wie etwa, welche Betriebsstoffe genutzt wurden, damit die Herstellervorgaben auch wirklich eingehalten wurden, aufmerksam und schliesst: «All Eure Angaben geben wir dann an die jeweiligen Hersteller weiter, wo sie verarbeitet und verifiziert werden und mit einer leichten Verzögerung von vielleicht einem oder zwei Tagen, ist der digitale Serviceeintrag auch auf den offiziellen Herstellerportalen vermerkt.» Einfach und simpel, so kann’s auch gehen.

Partikelfiltermessungen sind keine Hexerei und immer gefragter

Doch nicht nur Servicehefteinträge können problemlos vorgenommen werden, auch Partikelfiltermessungen, wenn man in der Werkstatt die richtige Ausstattung hat und weiss, wie damit umzugehen ist. Dies machte Guido Moser klar: «So ein Messegerät braucht zwar etwa 15 Minuten Aufwärmzeit, weil es im Innern eine sogenannte Heizbombe hat; aber eine Messung, ob eine Standardmessung, die eher für die Diagnose hilfreich ist, oder eine offizielle Messung ist sehr simpel.» Mittels Bluetooth kann auch eine Verbindung zum PC hergestellt werden und dann können alle Infos, Befehle und Fahrzeugdaten statt übers Gerätedisplay auch über den Computer eingegeben werden. Nach einer Nullmessung zum Abgleich der Luftqualität geht es nur noch darum, die Sonde in den Auspuff zu stecken. Nach 15 Sekunden startet die Messung, 5 Sekunden Messung und schon ist der ganze Spuck vorbei. «Wir bei Derendinger bieten nicht nur das Gerät an, sondern auch den Service inklusive jährlicher Kalibrierung bei der METAS», so Moser. «Dieser obligatorische METAS-Test kostet 274 Franken. Und wenn was nicht stimmt, schicken die das Gerät einfach zurück. Wir liefern dagegen ein Ersatzgerät und kümmern uns auch, um eine Reparatur, wenn man mal mehr als die Filter und die Aktivkohle ersetzen müsste.»

Wieso Ferndiagnose viel Alltagsnutzen bringen kann

Auch als Garagist kann man schlicht nicht alles wissen. Oder kriegt ein Automodell in die Werkstatt, das man schon lange nicht mehr gesehen hat oder einen besonders komplexen Fehler aufweist. Genau in solchen Fällen kann eine Ferndiagnose äusserst praktisch sein. Wichtig für die externe Hilfe, das erläutert auch Sascha Steiner von Derendinger: «Wenn Ihr den Wagen an unser Swiss-Remote-Gerät anschliesst, müsst Ihr eine stabile Internetverbindung haben und vor allem ein Batterieladegerät mit einer Leistung von 80 bis 100 Ampere.» Dies sei extrem wichtig zum Stützen und Puffern der Batterie, sonst sei die in Kürze leergesaugt. Und noch einen heissen Tipp hat der Experte: «Bitte beim ersten Mal Einloggen unbedingt das Passwort ändern, das ist nämlich gemäss unserer Hotline das häufigste Problem, wenn das Swiss-Remote-Gerät nicht funktioniert.» Er zeigte in der interessanten Demonstration noch einige der verschiedenen Problemfälle und Dienstleistungen auf, die man über den Chat mit den Experten gemeinsam lösen kann, und schliesst mit einem Schmunzeln: «Und sonst einfach den Punkt Hilfe anwählen, denn dazu seid Ihr ja mit dem Experten verbunden.»

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