Megatrends: So verändert sich die Autobranche
22.07.2023

Megatrends: So verändert sich die Autobranche

Cham, 21. Juli 2023 – Autonomes Fahren, Elektrifizierung und Digitalisierung – das sind die Megatrends, die auch die Autobranche vor grosse Herausforderungen stellen. Die Swiss Automotive Show will Antworten geben, wie diese Trends das Tagesgeschäft verändern werden.  

Digitalisierung und Elektrifizierung – und damit einhergehend auch das Thema Nachhaltigkeit – dominieren bereits heute das Geschäft in der Werkstatt. Und auch das Thema autonomes Fahren nimmt gerade Fahrt auf, wie Alexander Burst sagt, Vice President für den Bereich Automated Driving bei der Robert Bosch GmbH. Die Hersteller seien in diesem Bereich in den vergangenen Monaten Kooperationen eingegangen. Besonders auffällig sei die Verbindung von IT-Firmen mit klassischen Autoherstellern. Als Beispiel nennt Burst die Zusammenarbeit von Microsoft mit General Motors und der GM-Tochterfirma Cruise, die ihre selbstfahrenden Autos jetzt mit der Azure-Cloud vernetzt. Volkswagen baut seit Anfang des Jahres zusammen mit Microsoft eine «Automated Driving Platform». Der gleiche Trend sei bei den Herstellern in China zu beobachten.

Den Grund für diese Entwicklung sieht Burst in der enormen Rechenleistung und der riesigen Menge an Speicher, die automatisiertes Fahren und das maschinelle Lernen (Stichwort: künstliche Intelligenz) erfordern. Die benötigten Rechenzentren könnten kaum von klassischen Automobilherstellern oder Zulieferern aufgebaut und betrieben werden. Gleichzeitig wird das Auto immer mehr zum Smartphone von morgen. Die Individualisierung der Fahrzeuge nimmt weiter zu; es ist längst nicht mehr Zukunftsmusik, dass das Auto den Fahrer erkennt und seine Präferenzen übernimmt und einstellt.

Die grosse Frage, die die Branche umtreibt, bleibt jedoch: Wann kommt welcher Trend und welche Auswirkungen hat dies zu welchem Zeitpunkt auf die Zulieferer und die Werkstätten? Das «Experiences Per Mile Advisory Council», ein Zusammenschluss von Automobil- und Technologieunternehmen mit dem Ziel, die Probleme zu lösen, mit denen die Branche konfrontiert ist, hat einen Bericht veröffentlicht, der den Wandel der Mobilität im kommenden Jahrzehnt beschreibt. Die Studie mit dem Titel «Erlebnisse pro Meile 2030: Das nächste Jahrzehnt der Mobilitätstransformation stellt den Verbraucher in den Mittelpunkt» befasst sich mit dem stattfindenden gravierenden Wandel der Mobilität.

Bessere Individualisierung dank Software

Der Studie zufolge wird die Fahrzeugvernetzung in allen neuen Automobilen weltweit von derzeit 48 Prozent bis 2030 auf fast 96 Prozent steigen. In ähnlicher Weise werden bis 2030 79 Prozent der weltweit ausgelieferten Fahrzeuge mindestens nach Level 2 automatisiert sein – was das Risiko von Unfällen dank Warnmeldungen und dem diskreten und vorausschauenden Einsatz von Sicherheitssystemen deutlich reduziert. Weil Konzepte wie Mobility Sharing und Nachhaltigkeit einen hohen Wert beim Nutzer einnehmen, schätzen die Autoren der Studie, dass 26 Prozent der Gewinne im Bereich Mobilität aus Dienstleistungen wie «Mobility on Demand» stammen, während 24 Prozent aller bis 2030 verkauften Neuwagen elektrisch angetrieben sein werden.

Das Auto wird durch die zunehmende Digitalisierung immer mehr Teil der vernetzten Welt, man spricht dabei auch vom «Internet of Things». Vehicle-to-Everything-Kommunikation (V2X) ist zunehmend gefragt. Die drahtlose Kommunikation zwischen Fahrzeugen untereinander und zur Infrastruktur soll den Verkehr sicherer und effizienter machen. Diese Vernetzung ermöglicht es den Zulieferern, neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, um den Bedürfnissen der Verbraucher gerecht zu werden. Beispiele hierfür sind Infotainmentsysteme, Assistenzsysteme und Telematikdienste. Software wird zum Differenzierungsfaktor und Schlüsselbaustein für ein herausragendes Kundenerlebnis – nicht nur bei autonomen Fahrzeugen.

Dies kann zu einer besseren Note für die Autos bei der Benutzerfreundlichkeit führen, denn diesen Aspekt beurteilten die Deutschen jüngst bei einer Befragung als unterdurchschnittlich. Die Mehrheit der Befragten empfindet es als eine Herausforderung, im Auto vernetzt und produktiv zu bleiben. Viele haben Mühe, Textmitteilungen zu lesen, die aktuellsten Nachrichten mitzubekommen oder unterwegs sicher ihren Kalender abzurufen. Dabei sind digitale Erlebnisse ein Schlüsselfaktor beim Kauf eines Fahrzeugs. Gemäss der genannten Umfrage sind die folgenden Punkte Kaufargumente: Das Auto bietet eine unterhaltsame Umgebung, es liefert hilfreiche Vorschläge zu Tankstellen oder alternativen Routen und es erleichtert den Kontakt mit Freunden und Familie während der Fahrt.

Auswirkungen auf das Garagengeschäft

Die eingangs erwähnten Megatrends werden auch Auswirkungen auf den Alltag in den Garagen haben. Der Onlinevertrieb wird weiter an Bedeutung gewinnen, weil Kunden vermehrt über diesen Kanal recherchieren und auch das Fahrzeug konfigurieren werden – selbst wenn der finale Kaufentscheid noch beim physischen Besuch im Showroom gefällt wird. Mit der zunehmenden Vernetzung der Fahrzeuge und dem Aufkommen neuer Technologien wie autonomes Fahren ergeben sich neue Anforderungen an den Servicebereich. Garagen müssen über das technische Know-how verfügen, um Reparaturen, Wartungen und Updates an elektrischen und vernetzten Fahrzeugen durchzuführen. Zudem können sie zusätzliche Dienstleistungen wie Software-Updates, Carsharing oder Flottenmanagement anbieten, um sich von reinen Verkaufsstellen zu Mobilitätsdienstleistern zu entwickeln.

Kunden erwarten heute eine personalisierte und nahtlose Erfahrung. Garagen müssen ihren Kundenservice verbessern und auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden eingehen. Dies umfasst beispielsweise eine umfassende Beratung zu den verschiedenen Antriebsarten, Technologien und Konfigurationsoptionen. Darüber hinaus könnten Garagen vermehrt auf digitale Tools und Technologien setzen, um den Kaufprozess zu vereinfachen und personalisierte Angebote zu erstellen. Garagen könnten auch Partnerschaften mit Softwareentwicklern, Start-ups und IT-Unternehmen eingehen, um innovative Mobilitätslösungen anzubieten. Durch solche Kooperationen können sie Zugang zu neuen Technologien und Geschäftsmodellen erhalten und ihre Wettbewerbsposition stärken. 

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